Aktives Zuhören im Praxisfeld Schule
Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach sagte einmal: „Solange man selbst redet, erfährt man nichts.“ Diese Feststellung, der durch psychologische Erzählungen berühmt gewordenen Gräfin trifft besonders auf Gespräche mit dem Ziel der Beratung zu. Dabei kann aktives Zuhören helfen.
Aktives Zuhören hängt im Wesentlichen davon ab, mit welcher Einstellung zum Gesprächspartner miteinander gesprochen wird. Es gilt dabei das Gegenüber als gleichwertig anzuerkennen und sie bzw. ihn als das Zentrum der laufenden Kommunikation zu sehen. Hierbei muss sich der Beratende selbst zurücknehmen und auf „Ratschläge, das Anbieten von Lösungen, direkte Fragen, Interpretationen usw. verzichte[n]“ (Bay 2008, S. 31). Man selbst will in eventuell problemorientierten Gesprächen dem Gegenüber helfen, doch passiert es allzu leicht, dass man sich das Problem des Anderen zu Eigen macht. Dies führt zum überschnellen Anbieten von Lösungen, der Bagatellisierung des Problems oder Beschwichtigungen und Übergehen des Gegenübers. Wichtig ist deshalb sich an den Gesprächspartnern zu orientieren und nicht an sich selbst. Das Gegenüber trägt die Antwort auf das Problem nämlich meist schon in sich.
"[...] doch passiert es allzu leicht, dass man sich die Probleme des anderen zu Eigen macht."
Partnerorientierung
Um eine partnerorientierte Haltung der Zuhörer zu erzielen ist es wichtig, dass die Gesprächspartner ihre Probleme vorrangig selbst artikulieren, da sie ihre Probleme aus erster Hand kennen und daher auch authentisch in Worte fassen können. Aufgrund dessen ist der Redeanteil des Gegenübers hier besonders groß. Man selbst hört in der Absicht sein Gegenüber zu verstehen konzentriert zu. Dabei geht man emphatisch vor und geht auf die Gefühle der Gesprächspartner ein. Dadurch wird dem Ratsuchenden eine Atmosphäre der Akzeptanz und der Anteilnahme vermittelt, unterstrichen durch die Bejahung des Gegenübers.
Darüber hinaus ist es wichtig im Gespräch begleiten und nicht führen zu wollen . Durch den Versuch das Gespräch zu führen kann es zur Ablehnung durch den Gesprächspartner kommen, da sich dieser bedrängt fühlen könnte. Besser ist es sich an das Tempo sowie die Emotionen und das Verhalten des Partners anzupassen, um sich so schlussendlich ganz auf ihn einzulassen.
Aktives Zuhören als Teil der pädagogischen Professionalität
Folglich ist zu sagen, dass ein ehrliches Interesse am Gegenüber unablässig ist für eine funktionierende Kommunikation im Praxisfeld Schule. Eine schnelle Ver-, bzw. Beurteilung ist abzulehnen und eine begleitende statt führende Kommunikation ist an den Tag zu legen, wobei man der wahren Absicht, das Gegenüber zu verstehen, nachgeht und sich um Objektivität und Selbstkontrolle bemüht. Dieses Vorgehen ist nur durch Übung und stetiges Bemühen zu erreichen und sollte von all jenen Menschen angestrebt werden, die sich im Umfeld Schule und Studium mit Gesprächen auseinanderzusetzen haben.
Mit Hilfe der Technik des aktiven Zuhörens sind effektives Kommunizieren und damit erfolgreiche Beratungsgespräche viel wahrscheinlicher als durch passives Zuhören. Es dient im Wesentlichen dazu, den Ratsuchenden mit Hilfestellung des Beraters zu einem selbstständig erarbeiteten Ziel zu begleiten, weshalb die Technik des aktiven Zuhörens ein wesentlicher Bestandteil aller Beratungsgespräche im Praxisfeld Schule sein sollten.
Literaturverweise
Bay , Rolf H.: Erfolgreiche Gespräche durch aktives Zuhören. 6. Aufl. Renningen: expert 2008
Schwarzer , Christine und Petra Buchwald: Beratung in Familie, Schule und Beruf. In: Krapp, Andreas und Bernd Weidenmann (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. 4. Vollständig überarbeitete Aufl. Weinheim: Beltz 2001 S. 575 - 611
Spiess , Walter (Hrsg.): Die Logik des Gelingens. Lösungs- und entwicklungsorientierte Beratung im Kontext von Pädagogik. Dortmund: Borgmann 1998
Veröffentlicht am 24.08.2015
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